190615 BergarbeiterdemoKumpel für AUF hatte zur Demonstration am 15.06.2019 in Bottrop aufgerufen, weil „wir in großer Sorge sind“ so Christian Link, öffentlicher Sprecher von Kumpel für AUF. „Mit den 200 Entlassungen, Einstellung der Wasserhaltung auf AV, Mieterhöhungen ehemaliger preiswerter Bergmannswohnungen, Deputatklau für tausende Bergmannsrenter und Witwen hinterlässt uns die RAG nach der Schließung der letzten Zeche letztes Jahr verbrannte Erde. Damit dürfen sie nicht durchkommen“.

Diesem Aufruf folgten über 300 Kolleginnen und Kollegen, Kinder, Jugendliche und Rentner nachdem bereits am Dienstag ca. 200 Nicht-Anpassungsberechtigte Bergleute mit ihren Familien zum Arbeitsamt marschierten.“Ich bin begeistert, wie viele Menschen hier zusammen protestieren und die ganze Bandbreite der Anliegen auf den Tisch kommt. Hier wächst zusammen, was zusammen gehört – die Arbeiter- und Umweltbewegung, die Jugend und Kinder, die um ihre Zukunft kämpfen, die Stahlarbeiter und Bergleute und viele mehr“ so Günter Belka, ehemaliger Bergmann, 33 Jahre unter Tage und einer der Moderatoren der Demonstration. Einstimmig wurde die Bottroper-Erklärung verabschiedet in der es unter anderem heißt: „Wir wissen, was Solidarität bedeutet und wir wissen wie man kämpft. Seit 150 Jahren stehen Kumpels zusammen, wenn es drauf ankommt. Wie geht es jetzt weiter? Wir geben nicht auf, sondern machen volle Pulle weiter. Wir haben nichts zu verlieren – wir können nur gewinnen!“

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage von Kumpel für AUF www.minersconference.org und www.rf-news.de

„Mit großer Freude habe ich erlebt, wie am 11. Juni über 250 Bergleute mit ihren Familien und vielen Unterstützern in Bottrop ein klares Signal auf die Straße brachten: Nein zu den betriebsbedingten Kündigungen und damit Massenentlassungen im Bergbau! Kumpel für AUF, die Arbeitsgruppe in AUF Gelsenkirchen hat seit Jahren auf diese Gefahr hingewiesen und die irreführende These vom sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau kritisiert.

Was hier passiert, ist eine Aufforderung an das ganze Revier, den Kumpels jede Unterstützung zu geben und die breite Solidarität aus der Bevölkerung und anderen Betrieben zu organisieren“, unterstreicht Monika Gärtner-Engel, Stadtverordnete von AUF Gelsenkirchen. AUF betont insbesondere auch den Zusammenhang zur klammheimlich begonnenen Flutung der Zeche AV, was früher oder später eine Trinkwasserkatastrophe heraufbeschwört. Weitere Brennpunkte der Auseinandersetzung wie die teils enormen Mieterhöhungen früherer Bergbauwohnungen und die Beschneidung des Deputats machen deutlich, wie eine Masse von Menschen im Ruhrgebiet betroffen ist. „Deshalb wird AUF Gelsenkirchen die Protestdemonstration am Samstag, den 15.06. um 11.00 Uhr in Bottrop, Prosperstraße/Ecke Ostringintensiv unterstützen.

NIEMAND zwingt die RAG zu Kündigungen.
Arbeit auf den geschlossenen Bergwerken ist ausreichend vorhanden und eigentlich ist kein Bergmann „übrig“!. Jetzt den Bergleuten auch noch ein „Verschulden“ der Massenentlassungen zu zu weisen und in den Medien zu verbreiten, ist üble Hetze gegen den Geist, sich nicht alles gefallen zu lassen. Der Verlust von Ansprüchen als Bergmann wird im Artikel gar nicht genannt, das 71 Schwerbehinderte unter den Gekündigten sind, nicht erwähnt. Das sich der IGBCE Führer Vassiliadis und das Integrationsamt für diese Massenentlassungen hergeben, ist ein Skandal und unterstreicht nur noch mal: Vertrauen in die eigene Kraft der Bergleute ist angesagt sowie die Solidarität des Reviers gegen diese Massenentlassungen! Damit darf die RAG nicht durchkommen! AUFstehen und teilnehmen an Protestaktionen wie in Bottrop am 15.6.2019 steht auf der Tagesordnung.

Die kommunalpolitischen Bündnisse Neukirchen-Vluyn AUF Geht’s, AUF Gelsenkirchen, AUF Witten, AUF Herten, Essen steht AUF, BergAUF Bergkamen und ihre Ratsmitglieder erklären:

Fortschrittliche Kommunalwahlbündnisse stehen AUF gegen die Zerstörung der Umwelt und gegen die Angriffe auf die Arbeitsplätze und die sozialen Rechte der Bergleute

In einigen Städten an Rhein und Ruhr könnten die AUF-Bündnisse (Alternativ- Unabhängig – Fortschrittlich) Bücher darüber schreiben, die die RAG die Bergleute und ihre Familien ausbeutet, drangsaliert, ihnen die Existenzgrundlage raubt. Aber nicht nur das:

  • Die RAG hat mit der Stilllegung aller Steinkohle-Bergwerke eine riesige Strukturkrise in NRW und im Saarland herbeigeführt und zigtausende Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze vernichtet. Die von den Bergleuten erwirtschafteten Gewinne wurden in neue Konzerne wie EVONIK verschoben. Die RAG will sich vom Acker machen und uns die Scherbenhaufen hinterlassen.
  • Hundertausende Kumpels und Hinterbliebene wurden mit der Streichung des Kohle-Deputats um einen Teil ihrer Betriebsrente betrogen. Günstige Bergbauwohnungen wurden privatisiert und so den Wohnungskonzernen der Weg für ihren Mietwucher geebnet.
  • Hundertausende Hausbesitzer sowie die Städte und Gemeinden haben noch lange unter den Folgen eines rücksichtslosen Kohle-Abbaus durch Bergschäden an Gebäuden, Straßen, Gewässern und Abwasserkanälen zu leiden.
  • Im Zusammenspiel mit der damaligen SPD-Landesregierung NRW und deren Umweltminister Klaus Matthiesen sowie den zuständigen Behörden wurden in den 1990er Jahren 1,6 Millionen Tonnen Giftmüll aus Müllverbrennungsanlagen, Kraftwerken und Gießereien einfach unter Tage gebracht. Selbst die sogenannte „Machbarkeitsstudie“ von 1991, auf die sich die RAG für ihre Gifteinlagerungen gerne beruft, warnte schon damals vor der Gefahr, dass bei einer Flutung der Bergwerke die Gefahr bestünde, dass die Gifte ins Oberflächenwasser gelangen und damit ins Trinkwasser.

Erneut gibt es große Sorgen bei den Kollegen von ZF in Gelsenkirchen-Schalke um Arbeitsplätze und Löhne“, informiert Toni Lenz, Sachkundiger Einwohner von AUF Gelsenkirchen im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Beschäftigungsförderung und Tourismus. 200 Arbeitsplätze will die Geschäftsleitung abbauen, davon 150 in diesem Jahr. 

2018 haben die Kollegen mit kämpferischen Aktionen und der Solidarität der Gelsenkirchener einschließlich dem Stadtrat die Schließung des Werks verhindert. Das ist den Bossen in die Knochen gefahren. Nun wird das Zuckerbrot ausgepackt von höheren Abfindungssummen und Rente ab 58 Jahren. Aber die Erpressung folgt auf dem Fuß: wenn das nicht genügend angenommen wird, wird offen entlassen!“ empört sich Toni Lenz. „Dazu kommt, dass die Löhne gekürzt werden sollen, während ZF gleichzeitig 6,2 Milliarden Euro hat, um den US-Bremsenhersteller Wabco zu kaufen.“ 

Für 2021 wird dann ein „Technologiezentrum“ in Aussicht gestellt, wo Ingenieure eingestellt oder hinverlagert werden sollen. „Aber die 200 Arbeitsplätze, v.a. in der Produktion, wären erstmal weg“, resümiert Toni Lenz. „Damit kann kein Gelsenkirchener einverstanden sein! Wir können nicht zulassen, dass aus Profitgier die Arbeitsplätze unserer Jugend verhökert werden. Dazu sollte auf den Kampferfahrungen von 2018 aufgebaut werden.“