Der Spiegel berichtete vor kurzem in einer Reportage aus der Arbeit in Krankenhäusern: "Jeder arbeitet, bis er Symptome hat. Anders ist es nicht mehr zu stemmen". Zitiert wurde eine Oberärztin einer Privatklinik aus Bayern.

Eine junge Krankenschwester aus dem Ruhrgebiet hielt das anfangs für eine Falschmeldung. Sie konnte das nicht glauben, bis sie von Kollegen aus ihrem Haus hörte: Das wird auch hier so gemacht!
Inzwischen höre ich selbst von immer mehr Leuten, dass das keine Ausnahme ist.
Ich halte das für absolut unverantwortlich. Pesonal, das corona-positiv ist, soll so lange arbeiten, bis Symptome auftreten. Eine unglaubliche Gefährdung für Patienten, Personal für die Ausbreitung von Corona. Bekanntermaßen beginnt die Ansteckungsfähigkeit zwei bis 14 Tage vor Auftreten der Symptome.
Ein krasser Ausdruck eines Gesundheitssystems, das über Jahre auf den Hund gebracht worden ist mit Bettenabbau, Klinikschließungen, Personalabbau, Schließung von Krankenpflegeschulen, Unterfinanzierung mit dem DRG-System. Da ist entschiedener gemeinsamer Protest nötig.

willi mast web KopieSeit fast drei Monaten wissen die Verantwortlichen von der drohenden Corona-Epidemie. Heute (am 26.3.) erfahren wir von dem NRW-Gesundheitsminister, dass Krankenhäuser und Ärzte bis  auf weiteres nicht mit Atemmasken und Schutzkleidung versorgt werden können - und das angesichts einer bereits anrollenden Lawine von Corona-Infizierten. Es ist, als wenn wir Ärzte in einen Krieg geschickt werden und haben als Ausrüstung nicht einmal eine Knarre. Ich möchte die Verantwortlichen dringend dazu aufrufen, sich so wie auch andere EU-Länder mit einem Hilfsgesuch an die chinesische Regierung zu wenden. Da könnten wir von der italiensichen Regierung noch lernen, die inzwischen auch von kubanischen Ärzten Unterstützung erhält. Das ist zwar blamabel für die deutsche Regierung. Es würde uns und unseren Patienten aber effektiv helfen.

Abgedruckt wurde der Leserbrief nicht. Aber heute bekommen wir die heiß ersehnten Artikel – Desinfektionslösung, Atemmasken, Schutzkleidung – „made in China“. Ohne Worte, es geschehen noch Zeichen und Wunder...

20321 Soliaktion

Klatschen, Singen, Danke sagen den Ärztinnen und Ärzten, Pfegerinnen und Pflegern, Müllmännern, Kassiererinnen und vielen anderen, die "für uns bleiben - damit wir zuhause bleiben können". Diese Solidaritätsaktion in Zeiten der Corona-Seuche hat sich AUF-Gelsenkirchen von italienischen Vorbildern abgeschaut und wird das jeden Abend um 18.00 Uhr wiederholen.

Heute aus den Fenstern heraus und nicht mehr wie noch gestern auf der Straße vor dem Treff International - weil für alle gilt: "Abstand halten". Gerührte und solidarische Nachbarn und Passanten schlossen sich an.

Ansammlungsverbot/Corona-Krise

Guenter wagner web KopieDer Oberbürgermeister verordnete ein Ansammlungsverbot: Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen unter freiem Himmel sind untersagt. Inzwischen gilt dieses Ansammlungsverbot für ganz Deutschland. Als Arzt muss ich klipp und klar sagen: Das hat nichts mit Gesundheitsschutz zu tun. Wir Ärzte befürworten die Gelsenkirchener Regelung, was die Testung im Verdachtsfall betrifft. Aber diese Regelung hat viel zu lange gedauert. Ich selbst habe mich mehrmals beim Gesundheitsamt beschwert bis endlich gehandelt wurde. Vorher wurden die Betroffenen von einer Stelle zu anderen verwiesen und zuletzt immer zum Hausarzt. Das Testergebnis kann nach etwa sieben (!) Stunden abgelesen werden. Tatsächlich dauert es in Gelsenkirchen drei bis fünf Tage, bis die Getesteten ihr Ergebnis erhalten. Das bedeutet ganz einfach: Es gibt viel zu wenig Kapazitäten in den Labors. Es verstreicht viel zu viel wertvolle Zeit. Namhafte Virologen sind gegen eine Ausgangssperre – und das Ansammlungsverbot ist eine etwas abgeschwächte Ausgangssperre. Sie befürworten im Gegenteil: Die Leute sollen ins Freie. Im Freien und in der Sonne wird das Virus rascher abgetötet. Sinnvoll und richtig ist die Abstandsregelung von zwei Metern. Zusätzlich sinnvoll ist ein Mundschutz – vor allem aber ausreichende Laborkapazitäten! Die Mehrheit der Virusträger hat keine oder wenig Symptome und verbreitet unwissentlich das Virus. Deshalb ist eine flächendeckende Testung nötig.

Für die Sicherheit auch in öffentlichen Verkehrsmitteln ist der 2-Meter-Abstand nötig. AUF Gelsenkirchen sieht hier ein gravierendes Problem angesichts der Corona-Ausbreitung.

Bogestra und Vestische fahren werktags ab 8 Uhr nach Samstags-Fahrplan. Offensichtlich sind dabei Stoßzeiten und realer Fahrgastbetrieb nicht genügend berücksichtigt. Vor 8 Uhr gilt wegen des Berufsverkehrs der häufigere Takt, aber was ist nachmittags? Generell gilt: Busse, in denen die Fahrgäste aus Platzmangel direkt nebeneinander sitzen oder dicht gedrängt stehen, sind mit der Vermeidung der Ausbreitung von Corona unvereinbar. Virologen bezeichnen den Öffentlichen Nahverkehr als tägliche Massenveranstaltungen. Hier sehen wir Abhilfe dringend geboten, seien es Fahrplanverstärkungen in Stoßzeiten oder der Einsatz von größeren Fahrzeugen, die den Mindestabstand auch wirklich möglich machen.