Liebe Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener!
In Gelsenkirchen gibt es eine heftige Diskussion über die Verhältnisse am Straßenstrich v.a. an der Münsterstraße. In der Zeitung, einer Bürgerversammlung und in einer Sitzung von Stadtrat und Hauptausschuss wurde darüber diskutiert. Es gibt sehr viele Beschwerden aus der Bevölkerung zu den Verhältnissen auf der Münsterstraße. Viele davon sind berechtigt.
Wir von AUF Gelsenkirchen halten es allerdings nicht für richtig, dass mit den Frauen, die u.a. an der Münsterstraße stehen, kaum jemand (außer der Polizei) spricht – über ihre Meinung zu den Beschwerden, ihre Lösungsvorschläge und ihre eigenen Forderungen.
Deshalb haben wir von AUF Gelsenkirchen Kontakt mit Prostituierten an den verschiedenen Stellen des Straßenstrichs in Gelsenkirchen aufgenommen und mit ihnen gesprochen.


AUF ist gegen die Förderung der Prostitution. Wir sind für gesellschaftliche Verhältnisse, in denen Frauen und Mädchen nicht Sex verkaufen müssen, sondern eine Ausbildung, einen Arbeitsplatz und Sex mit den Männern und Frauen haben können, die sie lieben.
Aber wir sind auch für das Recht der Frauen, die als Prostituierte arbeiten, demokratisches Gehör zu finden, Gesundheitsfürsorge, Sozialversicherung und Beratung zu bekommen. Hier fällt Gelsenkirchen gegenüber anderen Städten des Ruhrgebiets zurück. Dort gibt es z.B. Beratung vor Ort durch die Gesundheitsämter (aufsuchende Prävention), kostenlose Verteilung von Kondomen, Beratung für die Frauen; Hilfe, falls der Ausstieg aus der Prostitution gesucht wird; Förderung von Initiativen zur Arbeit unter Prostituierten wie z.B. Solwodi in Oberhausen oder in Duisburg.
2002 hat die damalige rot/grüne Regierung ein Prostitutionsgesetz verabschiedet. Was auch immer seine Absichten waren – der reale Effekt ist, dass Deutschland zu einer Drehscheibe des sprunghaft angestiegenen Handels mit Frauen in der Zwangsprostitution geworden und Prostitution rapide angestiegen ist - ohne dass die Situation der darin arbeitenden Frauen besser geworden ist.
2014 ist die erweiterte Freizügigkeit in der EU in Kraft getreten. Krass wirken sich die Folgen einer Erweiterungspolitik der EU auf Armut und Migration in Europa aus. Wie in einem Brennglas erleben wir hier in Gelsenkirchen "im Kleinen" die Folgen – im Norden an der Münsterstraße, im Süden und in Mitte im Zuzug aus Bulgarien und Rumänien.

Die Lasten der verfehlten Politik tragen nicht die, die sie verursacht haben – sondern die Masse der Gelsenkirchener ebenso wie die Prostituierten und Migranten. AUF Gelsenkirchen ist zu der Meinung gekommen: Der Plan, in ganz Gelsenkirchen einen Sperrbezirk einzuführen und gleichzeitig ein Prostitutionsgetto mit dem diffamierenden Begriff "Verrichtungsgelände" einzurichten, ist ein untauglicher Versuch, einen Befreiungsschlag zu landen - ohne dass vorher mit allen Mitteln versucht wurde, das Problem im Interesse der Betroffenen anzugehen und zumindest einzudämmen. Ein solches Prostitutionsgetto hat einen erheblichen Nachteil: Wo auch immer es eingeführt werden soll, wird es Widerstand und Proteste der Anlieger geben; jeder wird deutlich machen, warum es gerade in seiner Nähe absolut untragbar - aber anderswo viel besser möglich ist. Es wird unweigerlich auf Widerstand in der Nachbarschaft stoßen. Das könnte großen zusätzlichen Zündstoff innerhalb von Gelsenkirchen geben. Außerdem ist ein solches „Verrichtungsgelände“ auch nicht gerade billig. In Essen spricht man von 500.000 € Warum versucht man nicht erst einmal andere Lösungen zu finden? Ein großer Teil der Prostituierten ist selbst sehr unzufrieden mit den Entwicklungen der letzten Zeit. Warum wird nicht von Seiten der städtischen Gremien die Diskussion mit ihnen gesucht? Warum wird nicht die aufsuchende Prävention des Gesundheitsamtes u.a. Möglichkeiten der sozialen Beeinflussung der Situation entwickelt? Da sich der Rat der Stadt Gelsenkirchen noch vor der Sommerpause weiter mit dem Thema beschäftigen will, interessiert uns Ihre Meinung sehr.

Deshalb sind wir hier; Sie können uns aber auch gerne Ihre Meinung per mail schicken: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

Sie können uns treffen am: Stand in Hassel am Markt, am 23.4. von 10- 12 Uhr Stand in Buer: 23.5. auf der Hochstr./Springemarkt von 16 – 18 Uhr

Einladung zum Straßen-Event: „15 Jahre AUFstehen“ (Jubiläum von AUF Gelsenkirchen) 17.05.2014, Samstag, ab 11.00 Uhr, Bahnhofsvorplatz.   Mit: Kinderaktivitätenständen, internationalen Snacks, Kulturprogramm.

Kontaktadressen Bezirk AUF-Nord/Ost: Ingrid Lettmann, Arndtstr. 21a, Hassel,  Tel: 6049842 Dagmar Brettschneider, Mittelstr. 28, 45891  GE, Tel: 74606