Mit der Stellungnahme von Herrn Becker, Sprecher des St. Marien Hospitals Buer, ist auf den Tisch gekommen, dass es am MHB für Frauen und Mädchen in solchen Notlagen nur in Form eines vereinbarten Procedere gibt, in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Universitätsklinik Essen – aber keine „Pille danach“.

Nicht nachvollziehbar und äußerst erschütternd finde ich die Verweigerung der Notfallkontrazeption am MHB mit der Begründung, dass der Schutz des Lebens Vorrang habe. Der Schutz des Lebens der Mutter, der Schutz ihrer Zukunft und ihrer Selbstbestimmung wird untergeordnet und sie soll zum Austragen einer Schwangerschaft bewegt werden, die sie als Ergebnis von brutaler Gewalt erlitten hat. Das ist meines Erachtens eine zweite Gewalterfahrung!

Ob die Frauen sich für oder gegen diese Schwangerschaft entscheiden, muss bei ihnen selbst liegen, darüber sollte sich keiner zum Richter aufschwingen und moralisch urteilen. Ein NEIN muss möglich sein! Viele Frauenverbände verweisen zu Recht darauf, dass die „Pille danach“ die Verhinderung des Eintritts einer Schwangerschaft ist – ein Notfallmedikament. Selbst die Verhütung einer Schwangerschaft mit dem Zitat aus dem Apostolischen Stuhl als Sünde zu brandmarken, halte ich für an der Lebensrealität der Frauen heute vollkommen vorbei. Soll ein Kind denn kein Kind der Liebe sein können, wenn es „geplant“ auf die Welt kommt? Ist ein Kind, das aus einer Vergewaltigung hervorgeht, ein Kind der Liebe, selbst wenn es das Leben der Mutter und ihrer Familie psychisch und sozial zerstören kann?“, so Martina Reichmann.

Dass die 500 Mitarbeiter des MHB zu diese Auflagen verpflichtet werden, finde ich ein sehr rigides Vorgehen. Ich könnte diese Haltung nicht mit meinem Verständnis von Hilfe für Frauen und Mädchen in Not vereinbaren“, kritisiert Reichmann. „Damit fällt die Haltung sogar zurück hinter die jüngsten Aussagen des Kölner Erzbischofs Kardinal Meißner, der am Donnerstag unter dem großen öffentlichen Druck seine Haltung zur "Pille danach" änderte und zumindest die „Verhinderung einer Befruchtung“ für legitim erklärte. Angesichts der Katastrophe, die eine Vergewaltigung bedeutet, halte ich dieses argumentative Lavieren immer noch für beschämend. Aber ich begrüße, dass hier Bewegung in die dringend nötige Debatte kommt.“