Logo Solidaritt InternationalAn die Oberbürgermeisterin Frau Karin Welge

An die Ausländerbehörde Gelsenkirchen

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind sehr beunruhigt und empört über die verstärkten Bestrebungen in Gelsenkirchen, Flüchtlinge, die seit Jahren hier leben und integriert sind, abzuschieben und Familien willkürlich auseinander zu reißen.  In den Medien wurde der skandalöse Fall des nigerianischen Flüchtlings aufgedeckt, der hier eine Anstellung hatte und dennoch brutal abgeschoben und von seiner Familie mit kleinen Kindern getrennt wurde. Heute beziehen wir uns auf den Fall von Herrn und Frau Barot, die seit 2016 in Gelsenkirchen leben. Sie sind aus Indien nach Deutschland geflohen, insbesondere wegen der unerträglichen Unterdrückung und Diskriminierung von Frau Barot durch das Kastensystem. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, aber sie haben trotz aller Hindernisse jede Möglichkeit genutzt, Deutsch zu lernen, für Ausbildung, zu arbeiten und sich mit Geschichte, Kultur und Staatssystem unseres Landes vertraut zu machen. Sie tun alles, um ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Man kann die Familie Barot fast als Musterbeispiel für Integration aus eigener Anstrengung bezeichnen.

Beide Söhne sind in Ausbildung. Herr Barot ist inzwischen ausgelernter Mechatroniker! Frau Barot konnte ihre Arbeitsstelle nur deswegen nicht antreten, weil die Ausländerbehörde die Arbeitserlaubnis verweigert. Aufgrund ihrer Angaben lehnte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen einen Eilantrag zur Erteilung von Aufenthalts- und Beschäftigungserlaubnissen ab. Der Anwalt der Familie hat dagegen Beschwerde eingelegt und stellte nach dem neuen „Chancenaufenthalts“-Gesetz einen erneuten Antrag.

Während Bundeskanzler Scholz in Indien Facharbeitskräfte anwirbt, sollen der gelernte Mechatroniker Herr Barot und seine Frau abgeschoben werden. Wie absurd ist das denn?                                       

Wie sagte Oberbürgermeisterin Frau Welge noch kürzlich: „Angesichts des Fachkräftemangels brauchen wir eigentlich jeden Menschen und müssen alle gemeinsam daran arbeiten, dass jeder, der zu uns kommt und ein Bleiberecht oder eine Bleibeperspektive hat, auch schnellstmöglich und bestmöglich integriert wird – damit derjenige überall in NRW die Chance hat, nachher einen guten Arbeitsplatz zu bekommen und die Gesellschaft zu stärken“ (WAZ 20.8.22). Faktisch tut die Stadt Gelsenkirchen jedoch das Gegenteil, um Menschen, wie Herrn Barot und seiner Frau das Bleiberecht zu verweigern und sich so der Anwendung des neuen Gesetzes auf „Chancenaufenthalt“ zu widersetzen! 

Wir fordern die Stadt Gelsenkirchen und die Ausländerbehörde auf, Herrn und Frau Barot Bleiberecht und Arbeitserlaubnis zu geben!

Wir fordern, dass Familie Barot und weitere Geflüchtete in ähnlicher Situation bei uns ohne ständige Angst vor Abschiebung leben und arbeiten dürfen! Das ist zum Nutzen unserer Stadt, vor allem aber ein Gebot der Menschlichkeit und Solidarität.                                                                     

                                               

In Erwartung einer positiven Stellungnahme verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Adama Traoré und Daniela Müller (Sprecher/in des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität)

Hans Broda, Dr. Willi Mast und Martina Reichmann i.A. des Vorstands von AUF Gelsenkirchen

Der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität ist Mitglied in der überparteilichen Solidaritäts- und Hilfsorganisation SI – SOLIDARITÄT INTERNATIONAL (Kontakt: Marlies Schumann, Tel.   0209-202451 - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)                                                                                  

                                                                                                                                                                

Mehr Informationen zum Freundeskreis Flüchtlingssolidarität www.freunde-fluechtlingssolidaritaet.org   Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  Telefonkontakt: 017632663630