Bartholome Anna"Liebe Frau Klein, mit Erstaunen und Kritik habe ich das ausführliche Interview gelesen, das Sie mit dem AFDler Thorsten Pfeil geführt und veröffentlicht haben.

Für kritikwürdig halte ich es bereits, dem neuem Vorsitzenden des Kulturausschusses mit zwei kompletten Magazinseiten derart breiten Raum zur Selbstdarstellung einzuräumen. Die AFD konnte sich auch bundesweit nur deshalb aufbauen und stärken, weil sie von den meisten Medienleuten als gleichbrechtigte, „demokratische“ Kraft behandelt wird – was sie meines Erachtens nicht ist.

Selbst der bisherige Vorsitzende des Kulturusschusses, Herr Hermandung äußert sich kritischer als Sie gegenüber der SPD/CDU-Groko, die nicht verhindert hat, der AFD die Kulturbühne derart zu überlassen. Ihm räumten sie dafür gerade mal eine gute halbe Seite ein.Erschrocken aber war ich darüber, wie sie dieses Interview führen.

Da kann der Herr Finanzbeamte sich lange und breit über seine (Un) kenntnis der Gelsenkirchener Kulturszene ausbreiten. Vollkommen unwidersprochen bleibt sein von völkischem Gedankengut geprägtes Kulturverständns, wozu er im Schlusswort ausholt. Er will Schützenvereine, den Heimatbund und die Brauchtumspflege fördern – aber antifaschistische Aktivitäten und Organisationen unterdrücken.

Mindestens die Hälfte der Bevölkerung Gelsenkirchens hängt eben nicht an der von ihm beschworenen „chistlichen Wertegemeinschaft“ – weil sie mehr oder weniger eng anderen Glaubensgemeinschaften (muslimischen oder jüdischen) anhängen, oder längst aus einer christlichen Kirche ausgetreten sind, deren „Werte“ ja gerade wieder einmal in den Missbrauchsskandalen deutlich werden. Wer diese Vielfalt missachtet, spaltet die Bevölkerung – und das will und tut die AFD.

Eine demokratische Kultur könnte und kann gerade Verbindendes – aber auch Kritisches - mit je nach Herkunft sehr unterschiedlichen „heimatlichen Kulturen“ von Eltern, Großeltern usw aufsuchen und darstellen.Dazu gibt es vielfältige Initiativen in Gelsenkirchen. Das wird nur gegen diesen Mann verteidigt und ausgebaut werden können."