Bäderalarm

AUF Gelsenkirchen, das überparteiliche kommunale Wahlbündnis mit Monika Gärtner-Engel als Stadtverordnete protestiert entschieden gegen klammheimliche Pläne für einen Kahlschlag in der Bäderlandschaft Gelsenkirchens und gegen die undemokratische Geheimhaltungspolitik!

Abbau von Bädern in Gelsenkirchen? Nicht mit uns!

AUF Gelsenkirchen, das überparteiliche kommunale Wahlbündnis mit Monika Gärtner-Engel als Stadtverordnete protestiert entschieden gegen klammheimliche Pläne für einen Kahlschlag in der Bäderlandschaft Gelsenkirchens und gegen die undemokratische Geheimhaltungspolitik!
Am 23.9.2015 wurde dem Aufsichtsrat der Stadtwerke ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten des Beratungsunternehmens Altenburg zur Zukunft der Bäderlandschaft vorgestellt. Monatelang wurde es als geheime Verschlussache behandelt. AUF kritisierte dieses Vorgehen von Anfang an und forderte: statt Kahlschlag Investitionen zur Erneuerung. Viele Bürger/innen und Vereine haben sich bereits kritisch zu Wort gemeldet. AUF beantragte die Diskussion darüber für den Hauptausschuss am 18.2.2016. Auch Bündnis 90/ Die Grünen schlossen sich dem an. Mehrheitlich abgeschmettert – mit der Behauptung, es gäbe ja gar keine konkreten Pläne und es müsse erst mal im Aufsichtsrat der Stadtwerke diskutiert werden!

Trick 17 – nicht mit uns!

Die Stadtwerke Gelsenkirchen, die die Bäder führt, ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt. Als eigene Gesellschaft hat sie einen Aufsichtsrat, dieser soll diskutieren und letztlich entscheiden. Seit September 2015 bis heute hielt es dieser Aufsichtsrat noch nicht für nötig, über das vorliegende Gutachten zu diskutieren oder gar den Rat und die Öffentlichkeit zu informieren, geschweige denn einzubeziehen. So wird über die „Tochter“ der Stadt die Diskussion im Rat und in der Öffentlichkeit torpediert. Trick 17!? Das ist mit den Gelsenkirchenern nicht zu machen.

Erste Erfolge

Immerhin wurden kleine Häppchen dieses Gutachtens aufgrund des Drucks der öffentlichen Diskussion jetzt bekannt gemacht: das „Bedarfskonzept Bäder, Saunen, Eishalle für die Stadt Gelsenkirchen“ (Vorlage der Stadtverwaltung 14-20/2645 nachzulesen unter www-auf-gelsenkirchen.de). Da wird deut­lich, dass die Behauptung, es gäbe keine Pläne, eine Lüge ist. Zwar wird das ganze Konzept von Herrn Köllmann/­Geschäfts­führer der Stadtwerke, in der WAZ vom 1.2.2016 vornehm als Formulierung eines „Idealzustandes“ umschrieben. Doch was soll „ideal“ sein? „Ideal“ wäre demnach: Ein Kombi-Erlebnisbad inklusive Freibad, ein sportorientiertes Stadtteilbad für Sport­­schwimmer, Schulen und Vereine und ein reines Schul- und Vereinsbad. Die SPD wollte im Hauptausschuss nicht diskutieren, aber 11 Tage später legt die Ratsfraktion ein „Eckpunktepapier“ vor. Kernpunkte: AUS für das Zentralbad, AUS für das Sportparadies und die Eislaufhalle. Das Jahnbad soll auslaufen – wenn die Wellen des Protestes sich gelegt haben?? Und der Neubau eines „zentrumsnahen“ Bades – mit welchen Mitteln??
Lebensqualität in Gelsen­kirchen wird zerstört

Von den fünf städtischen Bädern (Zentral­bad, Hallenbad Buer und Horst, Jahnbad, Sportparadies) sollen nur drei Standorte übrig bleiben.

Das soll für Schulen und Vereine reichen? Was ist mit den Frühschwimmern? Mit spe­ziellen Angeboten für Migrantinnen? Da kommt ein großes Stück Lebensqualitätt in Gelsenkirchen unter den Hammer. Mal wieder.

Welche Kosten-Nutzungs­rechnung für öffentliche Bäder?
Wenn eine Unternehmensberatung – für sehr viel Geld – ein Gutachten über die öffentlichen Bäder erstellt, wundert es uns nicht, was dabei rauskommt: Angeblich ist alles Bisherige zu teuer. Bäderschließungen empfohlen!

Im Gegensatz dazu sagen 87 % der Bevölkerung in einer Emnid-Studie: Die Bäder sind ihnen wichtig! Schwimmen ist eine der beliebtesten Sportarten, für Alt und Jung. Für sozial Benachteiligte ist es die kostengünstigste und gesundheitlich wirkungsvollste Sportart.

Investitionen und neue Ideen sind gefragt

Warum wird nicht an der Attraktivität der Bäder durch Investitionen und neue Programme gearbeitet? Warum werden nicht Mittel des kommunalen Investitions-Förderungsgesetzes dafür eingesetzt, den Investitionsstau zu beseitigen, so wie die Stadtverordnete Monika-Gärtner-Engel (AUF) es fordert und wie es auch Herr Wüllscheid/Grüne aufwarf? 42,2 Millionen Euro bekommt Gelsenkirchen aus dem Bundesprogramm für die Verbesserung der Infrastruktur. Warum wird das nicht u. a. zur energetischen Bädersanierung genutzt?

Ebenfalls im Dunkeln: Die Rolle der RWE

Ganz im Dunkeln blieb bisher die Rolle der RWE. 2012 erhielten sie erneut den Zuschlag bei der Verpachtung der Energienetze, anstatt diese als Stadt selbst zu betreiben. Mit der Folge, dass RWE und nicht die Stadt an den Netzentgelten gut verdient. Das Bonbon, mit dem die RWE für sich warb, waren befristete Zuschüsse für die Bäder und die ZOOM Erlebniswelt zunächst bis 2016. AUF warnte schon damals vor den Finanzierungsproblemen für die Bäder, wenn die zugesagten Subventionen durch die RWE auslaufen! Dadurch kommen die Stadtwerke als Betreiber unter Druck. Das soll jetzt die Quittung sein, öffentliche Bäder nur noch auf Gnade von RWE? Den etablierten Parteien war aber damals die „ergiebige Freundschaft“ mit der RWE wichtiger.

Wir fragen: Was heißt die Schließung von Bädern für Kinder und Jugendliche?

Dr. Willi Mast, Hausarzt in Rotthausen: „Immer mehr Kinder und Jugendliche lernen gar nicht mehr schwimmen, weil das Schulschwimmen immer öfter „ins Wasser“ fällt. Ich sehe diese Entwicklung mit großer Sorge! Kinder brauchen Schwimmen und Sport, um sich psychomotorisch zu entwickeln! Bewegungsarmut und Übergewicht sind heute ein Riesenproblem, besonders bei Kindern aus armen Familien. Was bleibt vom richtigen Anspruch „kein Kind zurücklassen“?

Nur wer schwimmen kann, ist vor dem Ertrinken sicher! Der DLRG bringt es auf den Punkt: „Bäder retten heißt Leben retten!“ Es ist bedrohlich, wenn die Hälfte der Kinder am Ende der 4. Klasse nicht sicher schwimmen kann. Laut Tanja Eigenrauch, stellvertretende Geschäftsführerin von Gelsensport, bewegen wir uns jetzt schon im Grenzbereich, was die Zahl an Nichtschwimmern und Kapazitäten für Schwimmlernkurse angeht.

AUF fragt weiter: Was bedeuten Bäderschließungen für die zahlreichen Vereine, für die Rettungsdienstler, für den Reha-Sport? Was ist mit den Öffnungszeiten für den breiten Publikumsverkehr? Für die zahlreichen Senior/innen, für die Schwimmen, Fitness und Reha-Sport im Stadtteil ein Teil ihrer Lebensqualität ist?

Warum spielen die Bedürfnisse der Bürger beim „Idealzustand“ des Gutachtens bisher praktisch keine Rolle? Um unsere Gesundheit zu erhalten, brauchen wir gut erreichbare und ausreichende Bäder, Saunen und Sportstätten!

Wie kann man ernsthaft von einem sinkenden Bedarf an Bädern ausgehen? Die Stadtbevölkerung und die Zahl der Kinder nimmt zu, nicht zuletzt durch die zugewanderte Familien und Flücht­linge, für die Schwimm­angebote sehr wertvoll sind.