Der Störfall im BP-Werk Scholven stand im Zentrum der Diskussion am 5.Mai. Die Vertreter von BP, von E-on und des Regierungspräsidiums Münster waren sehr bemüht, die Brisanz herunterzuspielen. Durch einen Stromausfall kam es Ende März zu einer massiven Betriebsstörung. Tagelang brannten die Notfackeln lichterloh und alarmierten noch Menschen in den Nachbarstädten. Die Rauchschwaden zogen am Himmel und die Anwohner waren in Angst und Schrecken versetzt.

Herr Osterholt vom Regierungspräsidium war das ganze nur „unangenehm für die Nachbarn“. Gefahren für die Gesundheit hätten nicht bestanden und Mängel an den Sicherheitsvorkehrungen konnte er auch nicht feststellen.

Genau das wurde von Dr. Mast/AUF bestritten. Der Feinstaubniederschlag war nirgendwo gemessen worden, Recherchen in Arztpraxen und Krankenhäuser offensichtlich auch nicht durchgeführt. Er erinnerte auch an den letzten großen Störfall 2006, der eine ähnliche Ursache hatte. Die Ursache der Betriebsstörung müsse restlos aufgeklärt werden.

Die Sprecher der BP und E-on verwiesen auf die offenbar vorhandene 4-fache „redundante“ (unabhängige) Stromversorgung, wovon eine am 27.3.wegen Umbauarbeiten außer Betrieb war. Bei einer weiteren trat durch „externe Einflüsse“ ein Stromausfall auf. Das könnte nach Meinung von E-on auch durch Tiere, wie Ratten ausgelöst sein! Offensichtlich waren also die Umschalt-Anlagen nicht ausreichend abgesichert. Ob letztlich die E-on als Stromversorger oder BP als Betreiber der Anlage die Verantwortung auch für den hohen wirtschaftlichen Schaden trägt, steht zur Zeit noch nicht fest.
Während der tagelangen massiven Fackeltätigkeit wurden enorme Mengen an petrochemischen Chemikalien verbrannt - bei einer fast ausgelasteten Fackel pro Stunde ca. 1250 Tonnen. Dennoch sei nach Meinung des BP-Sprechers keine Gesundheitsgefährdung aufgetreten, weil die Ausbrandrate zwischen 99 und 99,9 % liege und die Emissionen sich durch starken Auftrieb im weiteren Umfeld verteilen. Erhöhte Benzol-Werte seien nicht gemessen worden. Man setzt also auf den Verdünnungseffekt...

Unabhängig von der aktuell absolut notwendigen Notabfackelung – kam auch die Häufung von Abfackelungen in den BP-Werken in Scholven zu Sprache. Von Anwohnern wurden zum Teil mehrfach täglich Fackel-Vorgänge beobachtet. Vor kurzem hatten Vertretern von AUF der BP eine Liste von inzwischen 2300 Unterschriften übergeben, womit ein Stopp der ständigen Abfackelung und ein umfassendes System der Fackengasrückgewinnung gefordert wird.
Der BP-Sprecher berichtete über eine Ordnungsverfügung des Regierungspräsidiums und erste Schritte zur Fackelrückgewinnung bei Bodenfackeln, womit 80 % der Grundlast zurückgeführt werden könne. Die technischen Möglichkeiten für ein allseitiges Fackelgasrückgewinnungssystem bestünden angeblich nicht.
Zu einem weiteren brisanten Tagesordnungspunkt „PCB-Belastung des Grubenwassers“ lag kein Sachstandsbericht vor, so dass er auf die nächste Sitzung verlegt werden musste. AUF wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es inzwischen eine breite öffentliche Kritik an dem Vorgehen der Ruhrkohle gibt. Mit der Umstellung der Grubenwasserhaltung ohne Betriebsgenehmigung werden bereits Fakten geschaffen. Die PCB-Meßmethode der RAG sei wissenschaftlich nicht haltbar. „Letztlich geht es um die Gefährdung des Trinkwassers für über 6 Mio. Menschen. Da ist es auch nicht hinzunehmen, dass die zugesagt Untersuchung durch die Landesregierung und die Einberufung des Arbeitskreises, an dem auch das Umweltamt GE beteiligt ist, immer weiter hinausgeschoben wird.“

Man darf gespannt auf die nächste Ausschusssitzung sein.