Am Samstag, den 14.4.2012, führten AUF Gelsenkirchen und Kumpel für AUF ein Gedenken auf dem Friedhof Horst-Süd für die ermordeten Kämpfer der Roten Ruhrarmee vom März 1920 durch. Hier die beiden Gedenkreden zum Nachlesen.
Redebeitrag von AUF Gelsenkirchen
Liebe Freunde und Mitstreiter,
Es war eine richtige Entscheidung, als wir vor 2 Jahren - zum 90. Jahrestag der Märzkämpfe - erstmals wieder der ermordeten Kämpfer der Roten Ruhr Armee an dieser Stelle gedacht haben. Und ich meine, es wäre gut, daraus eine jährliche Tradition zu machen. Die faschistische Mordserie der NSU, die indirekte oder auch direkte Schützenhilfe des Verfassungsschutzes bei dem Aufbau faschistischer Organisationen sollten uns in dieser Entscheidung bestärken!
Als Antwort auf den Kapp-Putsch 1920 wurden von den drei Arbeiter-Parteien SPD, USPD und KPD auch in Gelsenkirchen der Generalsstreik beschlossen und auf allen Zechen durchgeführt.
Die breite Einheit ging weit über den Generalstreik hinaus. Die Horster Arbeiter übernahmen mit Massenaufmärschen und - gestützt auf bewaffnete Arbeiter - in ihrer Stadt die politische Macht. Horst wurde zu einer Hochburg der Arbeitermacht im Ruhrgebiet. In hier in Horst auf der Zeche Nordstern fanden die letzten harten Kämpfe der Reichswehr gegen die zunächst siegreichen Arbeiter statt. Fünf Rotarmisten wurde dort standrechtlich erschossen.
Diese Kämpfe und Klassengegensätze prägten noch Jahre danach die Kommunalpolitik, wo um demokratische Rechte vor Ort und kommunale Selbstverwaltung in unserer Stadt gerungen werden musste.
Auch heute wird durch den Zugriff der Banken und Finanzkonzerne die kommunale Selbstverwaltung – als wichtige Basis für demokratische Rechte überhaupt - grundlegend infrage gestellt. Und man sollte an dieser Stelle auch daran erinnern – dass die Grundlage von allseitiger kommunaler Selbstverwaltung erstmals mit der Pariser Commune 1871 begründet wurde. Wir wollen in diesem Sinne - auch in der Kommunalpolitik - das Andenken der Ruhrkämpfer von 1920 hochhalten.
Redebeitrag von Kumpel für AUF
Was ist der Anlass, dass wir uns heute hier versammeln?
Vor 92 Jahren haben vor allem Bergarbeiter sich zur Roten Ruhrarmee zusammengeschlossen, sich bewaffnet und erfolgreich den faschistischen Putsch von Kapp und Lüttwitz im März 1920 zu Fall gebracht. Die Putschisten wollten alle Errungenschaften, die in der Novemberrevolution durch die Arbeiter- und Soldatenräte erkämpft wurden, zu Fall bringen und eine faschistische Diktatur errichten.
Über weltanschauliche Grenzen hinweg vereinigten sich die Belegschaften der Zechen und Stahlwerke im Ruhrgebiet. Noch zwei Jahre zuvor hatten sie den Waffenrock des Kaisers abgeworfen, im November 1918 dann den Kaiser davon gejagt. Aber wie man mit Waffen umgeht und sich zu einer Armee organisiert, das hatten die Arbeiter aus dem Eff Eff gelernt. Nur diesmal gab es keine Befehlshaber über Ihnen. Die Rote Ruhrarmee, das war die Armee der 100.000 Malocher, die nicht länger ausgebeutet und unterdrückt werden wollten.
Als nach fünf Tagen Kapp und Co. Aus Deutschland fliehen mussten, kroch die sozialdemokratische Regierung wieder aus ihren Löchern. Ihnen war eine Arbeiterarmee, die sich nicht mehr mit den kapitalistischen Verhältnissen abfinden will - ein Graus. Reichspräsident Ebert und Konsorten hetzten nun die Reichswehr auf die Rote Ruhrarmee. Fast zwei Wochen hielten die Arbeiter im Ruhrgebiet die Stellung - todesmutig und bis zur letzten Patrone.
Die vielen Namen, die wir hier lesen können, sind Ende März / Anfang April 1920 im Auftrag der Ebert-Regierung von feigen Freikorps- und Reichswehrsoldaten meuchlerisch ermodert worden. Der Grund war, die ins Wanken geratene Diktatur der Zechen- und Stahlbarone im Revier wieder aufzurichten.
War das alles nur Geschichte? Diese revolutionäre Tradition lebt, deshalb stehen wir hier. Die Kämpfer der Roten Ruhrarmee sind uns ein Vermächtnis und eine Verpflichtung. Wenn heute mit der Stilllegung des deutschen Steinkohlebergbaus auch die revolutionäre Tradition und Kultur der Bergleute nach dem Willen der RAG zu Grabe getragen werden soll, dann ermahnen uns die Toten hier, dass ihr Kampf nicht umsonst war. Jeder verantwortungsvolle Kumpel steht in der Pflicht, diese kämpferische Tradition in sich aufzunehmen und den Kampf für eine lebenswerte Zukunft aufzunehmen – im Interesse aller Kumpel, ihrer Familien, der Jugend und der kommenden Generationen. Während die Rotarmisten 1920 noch den Ruhrbaronen im Revier gegenüber stand, haben es die Bergleute heute mit internationalen Energie- und Bergbaumonopolen zu tun. „Millionen Kumpel werden eine Macht“, das hat sich die Bergarbeiterinitiative heute auf die Fahne geschrieben. Kumpel für AUF hat sich für die Vorbereitung der ersten internationalen Bergbaukonferenz im März 2013 in Peru zur Aufgabe und Verpflichtung gemacht, das revolutionäre Vermächtnis der Roten Ruhrarmee zu einem festen Bestandteil der internationalen Bergarbeiterbewegung zu machen. Der Tod der mutigen Kämpfer war nicht umsonst. Sie werden in die Herzen und Kämpfe der Bergarbeiter auf der ganzen Welt aufgenommen.
Glückauf!