Bartholome Annabetr.: Lehrkräftemangel und Rechenkünstler - von Anna Bartholomé (Bildungspolitische Sprecherin von AUF Gelsenkirchen)

„Wenn man alle zusätzlichen Aufgaben , die den Schulen von der Politik aufgebürdet wurden, streichen würde, denn hätten wir mehr Lehrer als wir brauchen“, erklärt laut WAZ vom 4.3.23 der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm.

Mit seiner Aufrechnung aller Lehrkräfte und Schülerzahlen in ganz NRW erinnert mich der Herr an den Statistiker, der in dem statistisch gesehen durchschnittlich 70 cm tiefen See ertrank.

Zweifellos ließe sich manche bürokratische Belastung in den Schulen sparen – aber Herr Klemm nennt Inklusion von Kindern mit unterschiedlichen Handicaps oder Sprachförderunterricht zu den „Bürden“, die zu streichen wären, um „reinen“ Unterricht zu machen. Den aber gibt es in der Realität komplizierterer Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen heute nicht.

Nicht einmal die „reinen“ Zahlen helfen weiter. Der Lehrkräftemangel ist keineswegs in alle Schulformen gleich drängend – besonders die Grundschulen sind betroffen, weil über Jahrzehnte viel zu wenig Grundschullehrerinnen und -lehrer ausgebildet wurden. Studierwillige wurden mit einem Numerus clausus sogar noch bewusst ausgegrenzt.

Und mancherorts – so in Gelsenkirchen - steigen die Zahlen von Schulkindern. Im Sommer werden hier fast 3.000 Kinder eingeschult – fast 1.000 mehr als noch vor zehn Jahren. Unsere Stadt wird glücklicherweise jünger – nicht zuletzt aufgrund vieler Kinder aus Flüchtlingsfamilien oder von Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien. Diese Kinder sind die Zukunft unserer Stadt! Und sie brauchen Bildung und jewede Förderung!

Vorschläge von AUF Gelsenkirchen, unter anderem mit dem Einsatz von erfahrenen Handwerkern für den Werkunterricht und migrantischen Lehrkräften zur Milderung des Lehrkräftemangels an den Grundschulen wurden bislang von den Verantwortlichen leichtfertig in den Wind geschrieben. Schade – das wäre praxistauglich, auch wenn es statistisch schwer erfassbar ist.