Sechs Monaten benötigte die Verwaltungsspitze der Stadt, um zu beschließen, endlich das Gutachten von Prof. Swen Geiss den Bezirksverordneten und der Öffentlichkeit bekannt zu machen - und um sich bereit zu erklären, ein Nutzungskonzept für das Volkshaus zu erarbeiten. Die Bürgerbewegung im Stadtteil und die aktuell von AUF initiierte Bürgerversammlung haben sicher zu diesem Beschluß beigetragen. Dieses Gutachten ist wertvoll und es bestätigt das große Potential des Volkshauses, gerade auch im Rahmen einer Stadtteilerneuerung.

Leider rücken die Berichterstattung und auch manche Politiker einseitig die Kostenseite in den Vordergrund. Die Kostenabschätzung einer „Komplettsanierung von fast 100 Mio. Euro“ war ein Lapsus und wurde inzwischen um den Faktor 10 nach unten korrigiert. Aber auch diese Summe steht auf keiner soliden Grundlage. Es besteht eben ein großer Unterschied zwischen einer denkmalgerechten und behutsamen Sanierung und einer verantwortungslosen zerstörerischen Radikalsanierung - so wie sie beim Hans-Sachs-Haus praktiziert wurde: letztlich zwar mit gutem Ergebnis, aber mit enormen Kosten.

Ein Kultur- und Sozialzentrum kostendeckend zu betreiben, ist weltfern. Es geht auch nicht um eine betriebswirtschaftliche „Herkules-Aufgabe“, die 5000 Besucher während des Testbetriebs noch zu toppen. Aber den schönen Saal wieder voll funktionsfähig zu machen, neue sinnvolle Nutzungen für das Haus zu entwickeln und das Haus auch unter wirtschaftlichen Aspekten vernünftig zu managen, das ist realistisch. Das würde der Stadt auch wieder Einnahmen ermöglichen, wo heute fast nur Defizite entstehen. Erneuerung des Volkshauses bedeutet, ihm wieder seinen Wert zu geben als ein von vielen Bürgern mitgetragenes Gemeinschaftsprojekt.
Was nicht zu akzeptieren ist: Der Vorschlag Kita-Standort im Volkshaus wurde überhaupt nicht ernsthaft geprüft – trotz der großen Zustimmung im Stadtteil und in der Bezirksvertretung.
Eine rege Bürgerbeteiligung wird jetzt sicher dafür sorgen, dass nicht mit einer fragwürdigen und einseitigen Kostendiskussion die notwendige Zukunftsdiskussion über das Volkshaus abgewürgt und die Chance für eine wirkliche Stadtteilerneuerung vertan wird.