Umweltpolitische Brennpunkte in Gelsenkirchen: Feinstäube und anderes



Esther auf dem Modium
Kumpel für AUF und AUF hatten am Sonntag in die  Horster Mitte eingeladen. In zweiten Teil der Veranstaltung ging Willi Mast, sachkundiger Bürger im Umweltausschuss,  auf andere Belastungen ein, wie die  Giftstoffe des ehemaligen Kokereigeländes in Hassel, das Problem des Giftmülls unter Tage und besonders die Feinstaubbelastung. Durch die  Filteranlagen für die  Rauchgasentschwefelung gibt es kein  Problem mehr mit den groben Staub, sondern das  Problem sind die Feinstäube. Weil sie so klein sind, 1µm,  (gesprochen ein „Müh“),  werden sie nicht mehr durch die Lunge abgefangen, gelangen vielmehr gleich in den Blutkreislauf. Hier moderiert Esther Engel.

Partikel im Nanobereich belasten den menschlichen Körper. Das führt zu einem Anstieg von Herzkreislauferkrankungen bis hin zu Herzinfarkten. Dieser ursächliche Zusammenhang sei durch zahlreiche Studien belegt. Erhöhe Feinstaubbelastung, mehr Herzinfarkte. Nun hat in der Vergangenheit die  EU festgelegt, dass die Feinstaubbelastung nicht mehr als  50 Microgramm an 35 Tagen im Jahr in einer gefährdeten Zone betragen darf. Städte, die das nicht schaffen, kann die EU mit Sanktionen oder Strafen belegen. Um dem zu begegnen, richteten die Städte Umweltzonen ein. Und an den Autos kleben die schönen grünen oder gelben Plaketten.

Umweltplakette für  Autos gescheitert

Willi Walter Esther Podium
Die Industrie verursacht aber 80 % der gesamten Feinstaubbelastung, etwas beschönigend wird das die Hintergrundbelastung genannt. Vom allem Verkehr, also der beeinflussbaren Größe, kommt aber 50  % aus den LKW. Vor dem Hintergrund dieser Größenverhältnisse bringt es wenig, wenn die  privaten  Autofahrer ihr Auto stehen lassen und die Umweltplakette für Autos ist ein Fehlschlag. Bereits heute im Mai hat Gelsenkirchen den von der EU festgesetzten Grenzwert bereits an 27 Tagen überschritten, bleiben noch ca. 1,2 Tage für jeden Monat im übrigen  Jahr. (Bild: Willi Mast, Walter Lindner und Esther Engel.)

Statt Umweltschutz Kosmetik

Im Umweltausschuss versuchen die Verantwortlichen mit kosmetischen und zum Teil komischen Vorschlägen dem zu begegnen: Der Verkehr an der  Kurt-Schumacher-Straße, in dessen Nähe sich eine Messstation befindet, soll umgeleitet, die Ampelschaltung verändert werden: Keine Vorfahrt für Feinstäube und Nanopartikel? Es müsse, so Willi Mast, zu einem grundsätzlichen Wechsel in der  Umweltpolitik kommen, einem Paradigmenwechsel. Die  Gegenwart weise aber in eine ganz andere Richtung: Das Kraftwerk in Scholven stößt pro Jahr von 10 Mio. Tonnen CO2  aus, damit ist  es der 4. größte CO2 Kraftwerksemittent in Deutschland! Dieser Ausstoß taucht in der C0 2 Bilanz Gelsenkirchens nicht auf, mit der Begründung, seine Erfassung bzw. Senkung sei über Emmissionshandel abgedeckt. Reine Manipulation,  zumal das Instrument des Emmissionshandels gescheitert ist. Ferner wurde die Solarstadt Gelsenkirchen still beerdigt, das letzte noch arbeitende energieeffiziente Pumpspeicherkraftwerk der RWE wurde kürzlich geschlossen.

Im Zangengriff der Konzerne

Publikum II frühschoppen
Daran schloss sich wieder eine kontroverse Diskussion an. Monika  Gärtner Engel machte auf den  Widerspruch aufmerksam, dass Gelsenkirchen einerseits  als entindustrialisiert gelte, sich aber andererseits umweltpolitisch im Würgegriff großer Konzerne wie der  Eon („Müllheizkraftwerk Karnap“) , der RAG (Fracking) und der  BP (Abfackeln der Gase in der Anlage in Scholven) befinde. Bettina Buchta berichtete von den Schwierigkeiten, sich Fachkenntnisse über die Industrietechnik der Raffinerie in Scholven und die möglichen alternativen Techniken, statt Abfackeln, kundig zu machen.

Man kann etwas tun

Jetzt nutzt der  Bezirk West diese Kenntnisse, die nur mit Informanten und Arbeitern aus der Betrieben erworben werden konnten, für den Kampf: Sie und ihre Mitstreiterinnen haben eine Unterschriftenaktion „Schluss mit dem Abfackeln bei BP“ gestartet. Auch hier auf dieser Homepage kann man den Flyer herunterladen und sich an der Aktion beteiligen. Hier geht es zum Flyer gegen das Abfackeln der BP. Und hier ist die Unterschriftenliste.