Kumpel für AUF und AUF Gelsenkirchen luden am Sonntag zu einen Frühschoppen zum Thema Fracking und umweltpolitische Brennpunkte in die Horster Mitte ein. Die Veranstaltung gab dramatischen Einblick in die Risiken des Frackings, der Feinstaubbelastung und anderer Umweltsünden in Gelsenkirchen und zog Schlüsse für den politischen Kampf.
Esther Engel von der Koordinierungsstelle Kumpel für AUF moderierte die Veranstaltung, Walter Lindner, Sprecher der örtlichen Gruppe Gelsenkirchen von Kumpel für AUF trug zum Thema Fracking vor. Seinen Vortrag, den er mit Hilfe einer Präsentation hielt, stellt er uns hier zur Verfügung am Schluss des Beitrages.
Noch auf dem Podium sind Dr. Willi Mast, Bezirksverordneter in Süd, Esther Engel und Peter Reichmann, Betriebsrat bei Pilkington und IGBE Mitglied.
Was ist Fracking?
Es ist eine Methode zur Gasgewinnung in der Erdtiefe, ca. 5000-6000. Durch Sprengung wird das in Schiefergestein eingeschlossene Gas gelöst. Das erzeugt Risse im Reservoir-Gestein in der Tiefe, um die dort lagernden Gase zu gewinnen. Der Bohrung werden Unmengen von Wasser und Quarzsand sowie bis zu 12 verschiedene Chemikalien zugesetzt, die das Grundwasser verunreinigen können. Es ist das gleiche Schiefergestein, in das auch die Kohle eingeschlossen ist. Mit anderen Worten. Gasförderung mittels Fracking und Kohleförderung schließen einander aus. Frackingfelder sind für Kohleförderung unbrauchbar.
Ausstieg aus dem Bergbau politisch motiviert
Die Stilllegung des Steinkohlebergbaus sei daher wirtschaftspolitisch motiviert, so Walter Lindner. Seit 1990 gibt es erste Versuche in den USA, seit 2010 wird dort systematisch gefördert. Experten schätzen in Deutschland die mögliche Fördermenge auf 226 Mio. Kubikmeter. Bereits heute haben sich die Konzerne die Flächen in Nordrhein-Westfalen aufgeteilt: Exxon Mobile, Eon, RAG und Min Gas Power. 1995 wurde im Kamen-Bergkamen das Fracking freigegeben und der Öffentlichkeit gegenüber verschwiegen. Sogar auf Halden über Tage wurden in der Region die giftigen Abfälle des Frackings abgekippt. In einem Donarfeld in der Nähe von Hamm wurde erst Kohle abgebaut, dann mittels Fracking Gas gewonnen. Die Kohleflöze werden durch Fracking zerstört. Durch die Sprengung wird die Lithosphäre, die äußerste Gesteinshülle des Erdmantels beschädigt, Organismen, die es dort auch gibt, sind dann tot. Gleichermaßen zieht das einen Eingriff in den Wasserkreislauf der Erdschichten nach sich (Hydrosphäre). Ein Drittel des Methangases, das dann gewonnen wird, wird flüchtig und geht in die Atmosphäre.
Wasser, Erde, Luft: Umweltschädigungen überall
So gibt es keinen Bereich der Umwelt, der nicht davon betroffen wäre. Darüber hinaus befinden sich in sechs Kilometer Tiefe Schwermetalle, radioaktive Substanzen und andere unbekannte chemische Elemente. In den USA konnte Butan auch im Trinkwasser nachgewiesen werden. Durch zurückfließendes Wasser aus den tiefen Erdschichten verunreinigt das Trinkwasser, die Förderindustrie und das austretende Gas verunreinigen die Luft, Bakterien in der Erdkruste sind nicht mehr lebensfähig. Fracking ist ein umfassender Angriff auf die menschlichen Lebensgrundlagen, so Walter Lindner.
Wie sieht es nun in der Politik aus
Die EU will es zulassen. In Frankreich und Bulgarien ist Fracking verboten. In Spanien gibt es eine großen Kampf der Bevölkerung gegen das Fracking. Angela Merkel zog den Entwurf zur Genehmigung des Frackings erst einmal zurück. Besonders pikant ist hier zu wissen, dass der Chef von Exxon Mobile, Rex Tillerson, gegen das Fracking vor seiner eigenen Haustür vorgehen will, weil er Angst um seine Felder und Pferde hat. Die CDU betrachtet Fracking als eine Option, das prinzipiell möglich sein müsse. Umweltministerin Barbara Hendricks von der SPD möchte Fracking außerhalb sogenannter Trinkwasserschutzzonen erlauben, so in einer Erklärung von 9. Mai. Jeder Geologe wird bestätigen, dass dies eine Illusion ist, weil zwischen dem oberflächennahen Trinkwasser und den Wasser in den tieferen Erdschichten ein Kreislauf besteht.
Zweifelhafter Vorreiter: Niedersachen
In Niedersachen regieren SPD und Grüne gemeinsam und haben das Fracking auf die Tagesordnung gehoben. Deren Umweltminister Stefan Wenzel fordert eine unterirdische Raumplanung, was immer das sein soll: Hier einige Kubikmeter für unbedenkliches Trinkwasser, dort einige Kubikmeter fürs Fracking, dazwischen vielleicht eine Abdeckplane?
Es schloss sich eine rege Diskussion an. Unser Bericht soll hier nur zwei Stimmen herausgreifen. Peter Reichmann, AUF Mitglied und Betriebsrat bei Pilkington, machte deutlich, das Fracking nur etwas 4 % des deutschen Energiehaushaltes abdecken könne, und dies auch nur für wenige Jahre, den ein Frackingfeld sei nur 3-4 Jahre überhaupt ergiebig, dann sei es auch und nicht mehr rentabel. Es werde viel Aufwand für wenig Effekt betrieben. Uwe Bestmann war als Gast auf der Veranstaltung und kandidiert in Gelsenkirchen für die Piraten, erinnerte daran das die Piraten im Landtag als einzige mit ihren 20 Abgeordneten vorbehaltlos gegen das Fracking gestimmt hatten. Die SPD geführte Landesregierung In Nordrhein-Westfalen lässt in diesem Jahr Erkundungsbohrungen zu und bleibt bei ihren „ja-aber“ zum Fracking.
Hier der Link zur Präsentation des Vortrages. Klicken Sie hier.